Coming-out am Arbeitsplatz mehrheitlich erfolgreich

Bereits 2014 erhob TGNS in einer ersten Umfrage die teils ernüchternde Situation von trans Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Im Rahmen des vom EBG unterstützten Projekts «Trans-Fair» führte TGNS eine erneute Umfrage in der Community durch. Die Ergebnisse dieser zweiten Umfrage wurden bereits anlässlich der Lancierung des trans welcome-Portals im März 2018 vorgestellt. Im Folgenden präsentieren wir euch nochmals die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage.

An der Studie nahmen 126 Menschen teil: 59% davon verorten sich im weiblichen Spektrum, 30% im männlichen Spektrum und 11% non-binary/agender. Von allen Teilnehmenden war über die Hälfte während ihres ersten Coming-outs am Arbeitsplatz Vollzeit und 20% Teilzeit angestellt. Fast alle hatten sich zum Zeitpunkt des Coming-outs am Arbeitsplatz bereits bei ihrer Familie (82%) und im Freundeskreis (81%) geoutet.

Ein Viertel der befragten Menschen hatte Informationsmaterialien von TGNS oder anderen trans Organisationen als Hilfe für das Coming-out am Arbeitsplatz genutzt, 17% das Angebot der TGNS-Beratungsstellen oder anderer Fachstellen.

Analog zur Empfehlung von TGNS, einen Top-Down-Ansatz beim Coming-out am Arbeitsplatz zu verfolgen, hatten 41% den/die direkte Vorgesetze_n als erstes informiert, gefolgt von der/dem Unternehmenschef_in/CEO mit 21%. Die meisten informierten persönlich und nicht schriftlich oder über Drittpersonen.

Coming-out

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Umfrage ist die Tatsache, dass das Coming-out keine beziehungsweise nur wenig aufwändige betrieblichen Veränderungen verursacht: 47% gaben an, dass keine dauerhaften betrieblichen Veränderungen vorgenommen werden mussten, 44% verwiesen auf die notwendigen Änderungen im Personalverwaltungsprogramm, inklusive Anschrift E-Mail, Türschilder, etc. In den allermeisten Fällen (92%) mussten diese Veränderungen allerdings von der betroffenen trans Person selbst gefordert werden und wurden nicht automatisch vorgenommen.

Unterstützung, Akzeptanz und Folgen

Im Grossen und Ganzen wurden die befragten Menschen mehrheitlich von ihren Vorgesetzten unterstützt: Auf einer Skala von 0 (nein, nie) bis 10 (ja, immer) ergab sich ein Durchschnitt von 7.48. Hierzu kommentierte eine teilnehmende Person: «Ich hatte von Anfang an die Unterstützung meiner Arbeitskollegen und auch von den Vorgesetzten.» Andere hingegen beurteilen das Coming-out als weniger erfolgreich, weil sie beispielsweise in einem Praktikum waren und damit ein besonderes Abhängigkeitsverhältnis bestand.

Die meisten fühlen sich von ihrer_m Vorgesetzten_r (70%) oder Arbeitgeber_in (63%) unterstützt (8 bis 10 auf 10, 0=nie, 10=immer). Mehrheitlich oder gar vollständig in ihrem Geschlecht akzeptiert wurden 82% der befragten Menschen nach ihrem Coming-out. Trotzdem wurde 10% gekündigt und 9% kündigten selbst, nachdem sie ihr Coming-out hatten. 20% der befragten Personen beurteilte die Folgen ihres Coming-outs dann auch als negativ bzw. sehr negativ. Auf der anderen Seite stehen 48%, die ein positives bzw. sehr positives Résumé ziehen. Eine befragte Person empfiehlt daher auch: «Habe den Mut zu dir zu stehen. Du wirst staunen, wie viele Menschen positiv reagieren und wie vielen es egal ist. Ist ja auch ganz ok so.»