Vertiefungsarbeiten

Sie möchten eine Vertiefungs- oder Maturaarbeit über ein Thema schreiben, das mit dem Thema Trans zu tun hat?

Das freut uns! Bitte bearbeiten Sie folgende Checkliste und melden Sie sich danach wieder unter  Tipps zum Lesen, Hören und Schauen finden Sie weiter unten.


Sie haben bereits recherchiert und kennen die Grundlagen


Sie wissen, welche Begriffe heute benutzt werden

  • Sie wissen insbesondere, wieso «Geschlechtsumwandlung» und «Frau-zu-Mann» bzw. «Mann-zu-Frau» keine guten Begriffe sind. Weitere Begriffe und Erklärungen finden Sie im TGNS-Sprachguide.
  • Wichtige Begriffe und Verständnishilfen finden Sie in diesem Zeitungsartikel der Limmattaler Zeitung vom 12.10.2014.

Sie können ihr Thema/Interesse genauer formulieren 

«Trans Menschen» ist ein zu grosses Thema. Eine 10–20seitige Arbeit kann nicht sämtliche Aspekte abdecken.

Für die Qualität Ihrer Arbeit ist es entscheidend, dass Sie sich eine überschaubare Teilfrage bzw. einen bestimmten Aspekt des Trans-Seins heraussuchen. Stellen Sie sich vor, dass Sie entweder zu allem sehr oberflächlich ein bisschen etwas sagen können oder aber einen kleinen, konkreten Teilaspekt ausführlich behandeln.

Der Anspruch einer Qualifikationsarbeit (Vertiefungsarbeit, Maturaarbeit etc.) ist in der Regel, auf eine bestimmte, überschaubare Frage eine Antwort zu geben. Ein allgemeiner, oberflächlicher und unvollständiger Überblick, «was trans eigentlich ist», erfüllt dieses Ziel nicht. 

Beispiele für Fragestellungen:

  • Welchen Schwierigkeiten/Herausforderungen begegnen trans Personen vor/während/nach ihrer Transition?
  • Warum ist es für trans Personen wichtig, auf das WC gehen zu können, das ihrer Geschlechtsidentität entspricht?
  • Welche Diskriminierungserfahrungen machen trans Personen im Alltag?

Sie sind sich im Klaren, ob ein Interview mit einer oder mehreren trans Personen zur Klärung Ihrer Fragestellung beitragen kann

Was in einem Interview überhaupt nichts zu suchen hat

Übergriffige/schaulustige Fragen, welche Operationen eine Person schon hat durchführen lassen oder geplant hat oder Fragen nach Geschlechtsteilen. Bedenken Sie hierbei bitte, dass auch trans Personen eine Intimsphäre besitzen. Überlegen Sie sich, wie Sie sich fühlen würden, wenn wildfremde Menschen Sie über Ihre Intimsphäre ausfragen. Oft sind solche Fragen einfach unüberlegt und gar nicht böse gemeint, dahinter steckt aber die Haltung, dass trans Personen ein Sonderfall sind und wegen ihrer «Andersartigkeit» die Neugier an ihrer Intimsphäre gerechtfertigt ist.

Was kann ein Interview und was kann es nicht?

  • In einem Interview können Menschen sagen, was sie persönlich erlebt haben.
  • Alle Menschen sind verschieden, auch trans Menschen. Darum kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass alle genau die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Sprich: Ein Interview mit einer oder zwei trans Personen ist nicht repräsentativ und kann nur ausschnittweise zeigen, was Trans-Sein heissen kann.
  • Ein Interview dient nicht dazu, allgemeine Sachfragen zu beantworten wie z.B. «Was ist trans eigentlich?», «Welche medizinischen Schritte gibt es?» oder «Wie sieht die Rechtslage aus?». Trans Personen sind keine Wikipedia auf zwei Beinen. Genau wie jemand mit einem gebrochenen Bein nicht automatisch Expert_in für Knochenbrüche ist, wissen auch trans Personen nicht automatisch alles, was es über das Thema Trans zu wissen gibt. Für diese Sachfragen gibt es unsere Informationen und unsere zitierfähige Broschüre Trans. Eine Broschüre von trans Menschen für trans Menschen und alle anderen.
    Literaturquellenangabe (Zitieren nach APA): Transgender Network Switzerland. (2018). Trans. Eine Informationsbroschüre von trans Menschen für trans Menschen und alle anderen (2. Auflage.). Transgender Network Switzerland.

Falls Sie möchten, dass TGNS Ihnen trans Personen vermittelt, mit denen Sie über deren persönliche Erfahrungen sprechen können

Verfassen Sie einen deutsch- oder französischsprachigen Aufruf, aus dem Folgendes klar hervorgeht:

  • Sie und Ihr Thema – Wer sind Sie? In welcher Region wohnen Sie? Was für eine Arbeit schreiben Sie? Wie lautet das genaue Thema?
  • Interviewpartner_in – Was für Menschen suchen Sie? Geht es Ihnen um ein bestimmtes Alter, bestimmte Erfahrungen, suchen Sie trans Männer, trans Frauen oder andere, zum Beispiel nicht-binäre trans Menschen? Suchen Sie eine oder mehrere Personen?
  • Zeitraum – In welchem Zeitraum und wo soll das Interview stattfinden? Wie lange wird es dauern? Per Telefon oder persönlich? Oder sind Fragen per Mail zu beantworten? (Bitte planen Sie genügend Vorlauf ein, damit wir eine Person finden können).
  • Fragen – Über welche Themen/Fragestellungen möchten Sie das Interview führen? (Je genauer Sie die Themen beschreiben, die Sie im Interview besprechen möchten, umso besser können sich mögliche Interessent_innen etwas darunter vorstellen und entscheiden, ob sie zu diesem Thema etwas zu sagen haben.)
  • Datenschutz – Was geschieht mit den Informationen? Werden sie anonym oder weniger anonym ein grösserer oder kleinerer Teil Ihrer Arbeit sein?
  • Kontakt – Wie sind Sie erreichbar (E-Mail/Telefon)?

Bereiten Sie sich auf das Gespräch gut vor

Falls Sie mit Menschen über persönliche Erfahrungen sprechen wollen: Die Person stellt neben ihrer Zeit auch ihre eigene trans Erfahrung zur Verfügung. Es ist nicht selbstverständlich, Fremden intime Einblicke ins eigene Leben zu geben. Auch eine trans Person muss nicht jede Frage beantworten. Überlegen Sie, wie Sie sich selbst fühlen würden, wenn Sie Ihre eigenen Fragen beantworten müssten. Falls Sie Fragen zu sehr intimen Dingen stellen möchten, stellen Sie das bereits im Aufruf klar. Bedenken Sie, dass trans Menschen und ihre Erfahrungen genauso verschieden sind wie andere Menschen und deren Erfahrungen auch.


Vertiefende und weiterführende Informationen – unsere Empfehlungen


Zum Lesen

  • «Fragen und Antworten zum Thema Trans*» Hannes Rudolph, Leiter der Fachstelle Trans in Zürich und «Dr. Sex» beantworten Fragen, die den 20-Minuten-Leser_innen unter den Nägel brannten
  • Udo Rauchfleisch, Transsexualität – Transidentität. 4. Auflage (!). – Der Klassiker
  • Angello, Michele; Bowman, Alisa: Mein Kind ist transgender – und jetzt? (2019)
  • Stephanie Brill, Rachel Pepper, Wenn Kinder anders fühlen – Identität im anderen Geschlecht. Ein Ratgeber für Eltern. – Vor allem für Eltern, aber auch viel über das Thema trans Kinder
  • Tanja Polli, Ursula Markus, Das Geschlecht der Seele. – Text- und Bildband über trans Menschen in der Schweiz
  • Niklaus Flütsch, Geboren als Frau, glücklich als Mann. – Eine Biographie über einen trans Mann
  • Martin Bichsel, Trans*Visit. – Ein Text-Bildband über 11 trans Menschen aus aller Welt.
  • Thorsten Mell, Das Innnere entscheidet. Transidentität begreifbar machen. – Für eher jüngere Leser_innen, leicht geschrieben

Viele dieser Bücher sind in der Bibliothek der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich auszuleihen.


Zum Hören und Sehen

  • «Im falschen Leib». Kontext vom 5.12.2013 – Prof. Udo Rauchfleisch hat ein sehr gutes Interview im Radio SRF gegeben, das den neuesten wissenschaftlichen Stand zum Thema wiedergibt, wobei er deutlich sagt, dass trans Menschen weder gestört noch krank sind, sondern dass Trans eine natürliche Variante des Geschlechts darstellt. Hier ist es nachzuhören
  • «Transmenschen»: Im falschen Körper geboren. SRF vom 12.3.2013
  • «Non-Binär: Weder Mann noch Frau» SRF vom 27.2.2018 – Ein Video über eine nicht-binäre trans Person