Was ist Trans?
Von einer trans Person spricht man, wenn das innere Wissen, welches Geschlecht die Person hat (Geschlechtsidentität), nicht oder nicht vollständig mit dem bei der Geburt zugewiesen Geschlecht übereinstimmt. Begriffe, die ebenfalls dafür verwendet werden, sind z.B. transgender oder Transidentität.
Trans Männer wurden bei der Geburt als Mädchen einsortiert, trans Frauen als Jungen. Nicht binäre (trans) Menschen wurden bei der Geburt als männlich oder weiblich einsortiert.
Trans Menschen leben ganz unterschiedlich in dem Geschlecht, das für sie das richtige ist. Ob sie eindeutig wie ein Mann oder wie eine Frau aussehen, ob sie medizinische Behandlungen machen liessen oder ob sie sich besonders «männlich» oder «weiblich» verhalten, ändert nichts daran. Denn: Trans ist nicht nur, wer geschlechtsangleichende Operationen machen lässt.
Trans zu sein ist keine psychische Krankheit. Allerdings leiden einige trans Menschen so stark unter Ablehnung oder Dysphorie, dass sie psychische Krankheiten wie z.B. Depressionen bekommen oder gar versuchen, sich das Leben zu nehmen. Warum manche Menschen trans sind, weiss man nicht. Auch kann man das Trans-Sein nicht durch medizinische Untersuchungen beweisen. Der einzige «Beweis» für das Trans-Sein ist die Geschlechtsidentität, die die betreffende Person mitteilt. Sehr viele trans Menschen sind sich schon jung ihrer Geschlechtsidentität bewusst oder merken, dass bei ihnen etwas anders ist. Das eigene Trans-Sein benennen können und sich bei anderen outen, das ist aber in jedem Lebensalter möglich.
Menschen, die nicht trans sind (also die meisten Menschen), bezeichnet man als cis Menschen.
Verschiedene Begriffe
Trans Frau: Frau, die bei ihrer Geburt aufgrund des Körpers als Junge eingeordnet wurde.
Trans Mann: Mann, der bei seiner Geburt aufgrund des Körpers als Mädchen eingeordnet wurde.
Nicht binär: Alle Geschlechtsidentitäten, die nicht (ausschliesslich) männlich oder weiblich sind. Nicht binäre Pronomen sind z.B. «sie*er», «they» oder «xier».
Trans ist nicht dasselbe wie:
- Rollenverhalten: Die Geschlechterrolle wird von trans Menschen genauso unterschiedlich gelebt wie von anderen Menschen auch. Eine trans Frau ist also eine Frau, egal ob sie sich für Stricken oder Fussball interessiert. Umgekehrt ist eine Person, die sich für ihr Geschlecht untypisch verhält, deswegen noch lange nicht trans: Ein Mädchen, das gerne auf Bäume klettert und Fahrräder repariert, kann sich vollkommen als Mädchen identifizieren. Genauso geben weder Kleidung noch Frisur sichere Auskunft darüber, ob jemand Mann oder Frau ist.
- Sexuelle Orientierung: Die sexuelle Orientierung sagt aus, von welchem Geschlecht bzw. welchen Geschlechtern sich eine Person sexuell oder romantisch angezogen fühlt (Bi-, Pan-, Homo-, Hetero- oder Asexualität). Auch bei trans Menschen gibt es alle Varianten von sexueller Orientierung.
- Intergeschlechtlichkeit: Intergeschlechtliche Menschen haben von Geburt an einen Körper, der nicht der medizinischen Norm von «männlich» oder «weiblich» entspricht.
Überfordert von so vielen Kategorien? Eine besonders anschaulich und informative Übersicht bietet der Geschlechter-Radar von Evianne Hübscher.
Überschneidungen mit/weitere Formen von Trans-Sein
Bei Menschen, die Kleidung und Styling des Geschlechts mögen, in dem sie nicht ständig leben, sind die Grenzen zu trans fliessend. Die einen bezeichnen sich auch als trans, andere nicht. Begriffe dafür sind z.B. Cross-Dresser, Transvestit oder Drag-Queen bzw. -King.
«Transvestitismus» ist nicht zu verwechseln mit «Travestie», der Darstellung einer Bühnenrolle im anderen Geschlecht, bei der die Darsteller_innen auch als Drag-Queen oder Drag-King bezeichnet werden. Dies hat mit Geschlechtsidentität nichts zu tun.
Wie viele trans Menschen leben in der Schweiz?
Es kommt darauf an, wen man alles mitzählt! Eine genaue Zahl kann man deshalb nicht nennen. Die trans Menschen wurden in der Schweiz nie gezählt, und Studien aus dem Ausland zeigen ganz verschiedene Häufigkeiten, von 0.3 bis 8.4 Prozent der Bevölkerung. Das entspricht etwa 26‘400 bis 740‘000 Personen in der Schweiz.
Basisinformation von TGNS
Trans – Eine Informationsbroschüre von trans Menschen für trans Menschen und alle andern
Flyer «Transmenschen. Das Wichtigste in Kürze» (2022)
Grundlegende Literatur
- Rauchfleisch, Udo: Transidentität – Transgender – Transitionsprozesse begleiten und gestallten (6. völlig überarbeitete Aufl. 2024)
- Angello, Michele; Bowman, Alisa: Mein Kind ist transgender – und jetzt? (2019)
- Brill, Stephanie; Pepper, Rachel: Wenn Kinder anders fühlen – Identität im anderen Geschlecht. Ein Ratgeber für Eltern (2011)
Weitere Literatur
- Antidiskriminierungsstelle der Bundesrepublik Deutschland (2010): Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
- Fuchs, Ghattas, Reinert und Widmann (2012): Studie zur Lebenssituation von Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen
- Transgender Archives: The Transgender Archives at the University of Victoria holds the world’s largest collection of archival material related to modern transgender activism and research.
- Walker, Jack (2012): Trans* Menschen und Soziale Arbeit, Bachelorarbeit an Fachhochschule St.Gallen
- Bachelorarbeit_Nicole_Metzger_2013 Nicole Metzger, Entscheidungsbeeinflussende Faktoren zur Wahl des Transitionsziels bei Transmännern
- Diplomarbeit Adrian Oettli Adrian Oettli, Meine Patientin ist ein Mann! Zum professionellen Umgang mit transidenten Menschen im Akutspital
- Geschlechtliche-Vielfalt: Begrifflichkeiten, Definitionen und disziplinäre Zugänge zu Trans- und Intergeschlechtlichkeiten (Berlin, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2015)
- «Ich will mich nicht verstecken!» – Trans Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung: Ein Wegweise für die Professionellen in der Sozialen Arbeit