Teil V: Solidarität im Alltag

In den vergangenen Tagen haben wir euch Organisationen und trans Personen vorgestellt, deren Arbeit ihr unterstützen und von denen ihr lernen und euch unterhalten lassen könnt.

Häufig wird sich aber auch gefragt, wie es sich im Alltag und im Hinblick auf das eigene Umfeld solidarisch leben lässt. Daher haben wir euch ein paar Tipps zusammengestellt, die dabei helfen können.

Interesse und Anteilnahme ja, voyeuristisches Gefrage, nein

Die meisten Menschen freuen sich über ehrliches Interesse an ihnen und ihrer Person. So auch dein_e trans Freund_in. Was jedoch weniger cool ist, sind übergriffige Fragen, deren Antworten dich nichts angehen: Fragst du deinen besten cis Freund, ob er einen Fleisch- oder Blutpenis hat? Ist deine erste Frage an all deine cis Arbeitskolleg_innen, wie es mit ihrer Fruchtbarkeit aussieht? Nein? Warum solltest du dann mit trans Menschen über deren Genitalien sprechen, ausser, es besteht ein echtes gegenseitiges Interesse an einem solchen Austausch? Lass im Zweifelsfall die trans Person das Tempo und die Intimität eures Gespräches vorgeben und orientier dich daran.

Educate yourself!

Auch die liebevollsten und respektvollsten Fragen können irgendwann überfordern. Klar, dein_e Freund_in hat sich gerade geoutet und das Ganze ist mega spannend für dich. Das ist nachvollziehbar! Achte aber darauf, nicht deinen trans Freundeskreis als Suchmaschine zu benutzen. Für dich ist es nur ein Gespräch, für trans Personen besteht häufig der Alltag aus unzähligen Nachfragen von allen Seiten. Das macht ganz schön müde. Ausserdem spricht jede Person aus der eigenen Perspektive und vieles ist auch für trans Menschen selbst neu und noch unklar. Wenn du also mehr über trans Menschen wissen willst, stürz dich ins Internet und informiere dich mittels unserer Organisationenliste oder über die vorgeschlagenen trans Personen im Rampenlicht wie Aktivist_innen und Youtuber_innen ganz bequem und stressfrei über all deine nagenden Fragen.

Don’t assume our gender

Grundsätzlich ist es ein guter Anfang, sich bewusst zu machen, dass du von den Äusserlichkeiten eines Menschen nicht auf deren Geschlechtsidentität schliessen kannst. Wenn du dir unsicher bist, wie du dein Gegenüber ansprechen sollst, frag nach! Natürlich in einer sicheren und respektvollen Situation, nicht gerade mit einem Megaphon im Fussballstadion. Niemand wird dir den Kopf abreissen, wenn du am Anfang eines Kennenlernens nach dem Pronomen fragst, das die Person benutzt. Personen einfach mit weiblichen Pronomen zu bezeichnen, nur weil die Person lange Haare oder eine für dich weiblich klingen Stimme hat, ist nicht hilfreich.

Outen ist verboten!

Die Transidentität einer Person ist ihre Privatsache. Wenn du die Transidentität einer Person mit anderen teilst, ohne von der trans Person darum explizit gebeten worden zu sein, ist das unhöflich, verletzend und potenziell gefährlich. Keine Nennung des alten Namens, keine mehrdeutigen Anspielungen auf ein Früher, keine verfänglichen Witze über Geschlechtsidentität und Genitalien. Das gilt im Beruf, in der Familie und auch in LGBTI+Räumen.

Sei ally! Und zwar die ganze Zeit

Ein Ally, also ein_e Verbündete_r zu sein, bedeutet, gegen transfeindliche Sprüche und Handlungen einzustehen auch wenn dein_e trans Freund_innen gerade nicht anwesend sind. Dein Arbeitskollege findet es lustig, Bilder von Neovaginas zu googlen? Deine Tante macht beim Familienessen Sprüche über Caitlyn Jenner? Sag ihnen ruhig, aber bestimmt, dass dies nicht zum Lachen ist und solches Verhalten am Arbeitsplatz oder auch privat nicht in Ordnung ist. Lass dich nicht in einen Streit verwickeln, aber beharre auf deinem Standpunkt. Und nein, das ist nicht immer leicht. Häufig musst du mit geliebten Menschen schwierige Unterhaltungen führen, manchmal werden dir Leute unterstellen, du würdest anderen die Stimmung zu verderben. Lass dich davon nicht beeindrucken. Menschen mit ihren eigenen Worten und Handlungen zu konfrontieren ist nicht unhöflich, sondern mutig. Denk daran, dass du mit jeder Auseinandersetzung, die du führst, einer trans Person eine solche Situation abnimmst, die für sie viel schlimmer und belastender wäre. Denk auch daran, dass du nie weisst, ob jemand im Raum vielleicht trans ist.

Gib trans Menschen das Wort!

Ein der besten Möglichkeiten, trans Menschen zu helfen und sie zu unterstützen ist es, sie zu Wort kommen zu lassen. Achte darauf, dass nicht nur cis Menschen über trans Menschen reden und für sie entscheiden. Wird deine cis Kollegin auf der Arbeit immer unterbrochen, obwohl sie wertvolle Ideen und Vorschläge hätte, auf die andere gar nicht kämen? Mach das Team darauf aufmerksam! Es wird ein Panel zusammengestellt für ein Diskussion über Geschlechterrollen? Schlag trans Personen vor, die du für geeignet hältst. Bei einer gemütlichen Diskussion unter Freund_innen geht es auf einmal um Trans* und alle reden, nur dein trans Kumpel nicht? Finde raus, warum es so ist und hilf mit, dass nicht nur über, sondern vor allem auch mit ihm geredet wird und alle ihm auch zuhören!


An folgenden Orten finden heute Mahnwachen zum TDoR statt:


Teil 1: Geschichte des TDoR
Teil 2: Was wollen wir eigentlich?
Teil 3: Welche Organisationen helfen?
Teil 4: Trans Menschen im Rampenlicht