Zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- and Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) erstellte ILGA-Europe wieder eine Übersicht über die Rechte von LGBTI-Menschen in Europa, die RainbowMap. Ebenso wiederum rangiert die Schweiz mit Platz 22 von 49 (2020: Platz 23) nur im europäischen Mittelfeld. Von 100 möglichen Punkten werden gerade einmal 39 (2020: 36) erlangt. Diese Zahlen lassen keinen Zweifel offen: Die Schweiz muss jetzt mehr tun, um unsere Gleichberechtigung sicherzustellen!
Die kleine Verbesserung für die Schweiz ergibt sich nicht, weil tatsächliche Fortschritte erzielt worden wären. Sondern weil erst in diesem Jahr gewürdigt wurde, dass das «Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann» auch zu Geschlechtsidentität tätig sein kann, sowie dass für die Änderung des amtlichen Geschlechts keine medizinischen Eingriffe mehr erzwungen werden und Minderjährige gleichen Zugang zu den Änderungen haben wie Erwachsene. Ein Punkt, der im nächsten Jahr wohl bereits wieder verloren gehen wird, wenn Unter-16-Jährige bei der Änderung des Geschlechtseintrages benachteiligt werden, da sie dazu die Zustimmung der Eltern brauchen werden. Die erleichterte Änderung des Geschlechtseintrages und die geschlechtsunabhängige Ehe wurden noch nicht gezählt, weil sie noch nicht in Kraft sind, respektive noch nicht definitiv darüber entschieden ist.
Die gesamteuropäische Situation bezeichnet Evelyne Paradis, Geschäftsführerin von ILGA-Europe, als zu tiefst beunruhigend. Denn «Rechte und Gleichstellung von LGBTI-Menschen sind im letzten Jahr fast ganz an Ort und Stelle geblieben. Im vergangenen Jahr beobachteten wir in Europa mehr politische Repression gegen LGBTI-Menschen, massiv mehr sozio-ökonomische Not und eine Verbreitung von LGBTI-feindlichem Hass auf der Strasse und online. Vor diesem Hintergrund müssen die Regierungen mehr und bessere – nicht weniger – Massnahmen ergreifen, um Menschen zu schützen. Die Menschenrechte von LGBTI-Menschen können nicht einfach beiseite geschoben werden, wenn es schwierig wird.»