
Nach fast zweijähriger Untersuchung veröffentlichte GREVIO (Group of Experts on Action against Violence against Women and Domestic Violence) am 15. November 2022 den ersten Bericht zur Umsetzung der Massnahmen gegen geschlechtsbasierte und häusliche Gewalt, zu denen sich die Schweiz mit dem Unterzeichnen der Istanbul-Konvention 2018 verpflichtet hat. Die Expert_innen mussten bei ihrem Besuch in der Schweiz, in Gesprächen mit Behörden und Fachpersonen sowie aufgrund von Berichten aus der Zivilgesellschaft feststellen, dass massive Lücken in den Massnahmen gegen Gewalt bestehen und die Schweiz die Anforderungen der Istanbul-Konvention nicht erfüllt. Im Grundsatz bemängelt GREVIO wiederholt, dass die Schweiz erstens nicht genügend Geld und Personalressourcen gegen Gewalt zur Verfügung stellt, zweitens nicht alle Formen von Gewalt gemäss Istanbul-Konvention adressiert und drittens weiterhin bestimmte Betroffene von Gewalt diskriminiert und zu wenig schützt.
Für trans Menschen besonders wichtig sind die folgenden Forderungen / Empfehlungen von GREVIO:
- Diskriminierungsfreie Umsetzung der ganzen Istanbul-Konvention: Die Schweiz soll spezifische Massnahmen ergreifen, um auch Gewalt gegen trans Menschen zu verhindern und zu bekämpfen.
- Sensibilisierung von Strafverfolgungsbehörden, Gesundheitsfachpersonen, Opferhilfestellen und Mitarbeitenden von Schutzhäusern auch auf trans Menschen.
- Regelmässige Studien zum Ausmass der Gewalt unter anderem gegen trans Menschen. Statistische Erfassung der Asylgesuche aufgrund geschlechtsbezogener Verfolgung.
- Ausreichend Ressourcen für Fachorganisationen der Zivilgesellschaft zur Verfügung stellen.
(basierend auf der Medienmitteilung des Netzwerk Istanbul-Konvention)
GREVIO Baseline Evaluation Report (in Englisch)
GREVIO Rapport d’évaluation de référence (in Französisch)