Der Juni ist Pride-Monat. Aber warum eigentlich? Weil es Juni war, als die Unruhen in der New Yorker Bar «Stonewall Inn» begannen, im Jahr 1969.
Wie so oft machte die Polizei eine Razzia: Wer sich nicht der Geschlechternorm entsprechend kleidete oder keinen Ausweis dabei hatte, wurde verhaftet. Aber in dieser Nacht liessen sich die Queers das nicht mehr gefallen. Zuerst warfen sie Pennies, also Münzen, nach den Polizisten, später Flaschen – bis schliesslich Ziegelsteine flogen, aus Protest gegen die jahrelange, queerfeindliche Polizeigewalt. Es war der Beginn eines queeren Widerstands, der ein Wendepunkt war für die LGBTIQ-Bewegung. Aus diesem Grund heissen die Pride-Anlässe auch an vielen Orten «Christopher Street Day» (CSD): Das Ganze spielte sich an der Christopher Street ab. Unsere Pride begann in einer Juni-Nacht mit Queers, die sich keine Schikanierungen und Diskriminierungen von der Polizei mehr gefallen liessen.
An vorderster Front dieses Widerstands war Marsha P. Johnson. Gemeinsam mit anderen «street queens» war sie ein wichtiger Teil des Widerstands im «Stonewall Inn». Marsha P. Johnson war Schwarz, sie war trans, sie war Sexarbeiterin – das alles geht häufig vergessen, wenn wir heute Pride feiern.
«There is no thing as a single-issue struggle because we do not live single-issue lives.» – Audre Lorde
Viele Leute stellen sich unsere Bewegung automatisch als weiss vor. Weil weiss-Sein nicht nur als Standard, sondern auch als Schönheitsideal gilt. Weil People of Color weniger zugehört, ihnen weniger Raum zugesprochen wird. Während den aktuellen Schlagzeilen rund um die Unruhen in den USA machen sich mehr Menschen als sonst Gedanken um Rassismus. Auch in der Schweiz ist Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen eine Realität.
Wir LGBTIQ-Organisationen möchten diesen Moment nutzen, um daran zu erinnern, dass wir riesige Teile unserer heutigen Rechte nicht-weissen Queers zu verdanken haben, die sich zur Wehr gesetzt haben. Sie haben Widerstand geleistet – schon damals auch gegen Polizeigewalt –, um die ganze Bewegung weiterzubringen. Das müssen wir auch heute: Uns gemeinsam wehren, und zwar für alle.
«Black Lives Matter» soll für uns nicht bloss ein schwarzes Quadrat sein, nicht bloss eine Aktion zum Pride-Month, sondern eine dauernde Aufgabe und Verpflichtung, damit unsere Community nicht nur nicht-rassistisch, sondern anti-rassistisch wird.
Du willst Solidarität zeigen auf Social Media? Poste ein Regenbogen-Selfie mit dem Hashtag #nojusticenopride.
(Mehr zu Stonewall und den weissen Privilegien auch im Text «Revolution für unsere Selbstachtung» von Esther Brunner zur Pride Zurich 2019.)
Aber: Regenbogen-Selfies reichen nicht. Hier ausgewählte Empfehlungen zum Anfangen.
Link zur öffentlichen Ressourcen- und Organisationen-Liste
Zudem kannst du auch an folgende Organisationen spenden – falls du die finanzielle Möglichkeit hast (eine Auswahl):
In der Schweiz
Allianz gegen Racial Profiling
AEA – L’Association des étudiant(e)s afro-descendant(e)s de l’Université de Lausanne
In den USA