Die 11. Version der ICD (Internationale Klassifikation der Krankheiten) wurde am Samstag, 25. Mai 2019 von der Weltgesundheitsversammlung endgültig verabschiedet. Nebst vielen anderen Änderungen werden darin die trans Diagnosen, die nun «Geschlechtsinkongruenz» heissen, neu definiert und vom Kapitel der psychischen und Verhaltensstörungen weg verschoben in ein neues Kapitel zur sexuellen Gesundheit («conditions related to sexual health»).
Diese Ent-Psycho-Pathologisierung unserer Identitäten wurde über Jahre gefordert und erkämpft von trans Aktivist_innen und trans Organisationen rund um den Globus und ist nicht nur eine symbolische Verschiebung. Sie bedeutet, dass trans Menschen nicht mehr als psychisch gestört angesehen werden, aber auch wie erwachsene und jugendliche trans Menschen heute medizinisch zu behandeln, respektive trans Kinder zu begleiten sind. Anstelle des bisherigen Gate-Keepings, der Fremdbestimmung durch die Psychiatrie über uns, sollten Behandlungen künftig auf dem Prinzip des Informed Consent beruhen. Dass die neue ICD eine Diagnose für Kinder vor der Pubertät enthält, wenn es noch nichts medizinisch zu behandeln gibt, dagegen wehrte sich die trans Community allerdings und wird dies auch weiterhin tun.
Nun muss dieser grosse Schritt noch in die Praxis umgesetzt werden. Auch die Schweiz hat Zeit bis am 1. Januar 2022, um das Gesundheitssystem an die ICD-11 anzupassen, vor allem den Leistungskatalog der Krankenversicherungen.
TGNS wird gemeinsam mit Agnodice daraufhin arbeiten, dass das Bundesamt für Gesundheit und das Bundesamt für Statistik bei der Einführung der neuen Diagnose «Geschlechtsinkongruenz» die Rechte, die Würde und die Interessen von uns trans Menschen achten.
(Autorin: Erika Volkmar)