Irland sagt «Ja» zur Öffnung der Ehe

Bern/Zürich, 23. Mai 2015

Am 22. Mai 2015 hat sich das irische Volk in einer historischen Abstimmung für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen. Es ist dies weltweit die erste landesweite Abstimmung über die Öffnung der Ehe, die auch in der Verfassung verankert wird. Die Schweizer LGBT-Vereine freuen sich mit den Irinnen und Iren und streben auch hierzulande die Öffnung der Ehe an.

Mariage-homosexuel-7


Mit deutlichem Vorsprung haben die Irinnen und Iren die Marriage Equality Bill angenommen. Die Gegner einer Legalisierung der Homo-Ehe in Irland haben bereits kurz nach Beginn der Stimmauszählung ihre Niederlage bei dem nationalen Referendum eingeräumt. Noch bis 1993 war in Irland Homosexualität strafbar, 2010 stimmte das Parlament für die eingetragene Partnerschaft, die – anders als in der Schweiz – seit 2015 nun auch die Adoption umfasst. Und jetzt ist die Verbindung zwischen zwei Frauen oder zwei Männern der heterosexuellen Zivilehe völlig gleichgestellt. Damit reiht sich Irland in die Liste der insgesamt 19 Staaten und 37 Bundesstaaten der USA ein, die bislang weltweit die Ehe für schwule und lesbische Paare geöffnet haben (Quelle).

Neue Definition von Ehe und Familie? 
Die Begriffe von Ehe und Familie werden nun in Irland neu definiert werden müssen. Denn die Eheöffnung für alle bedeutet auch ein gleiches Recht auf Zugang zur Adoption und Reproduktionsmedizin und stellt Fragen zur Anerkennung von Elternschaft, wie sie gerade in der Schweiz diskutiert wird.

Auch Transmenschen profitieren von der Eheöffnung
Neben gleichgeschlechtlichen Paaren dürfen auch verheiratete Transpersonen in Irland aufatmen. Denn es darf nicht vergessen werden, dass in Irland noch längst nicht alle LGBT-Rechte erreicht sind. Im Gegenteil: Im Bereich der Transrechte steht das Land sehr schlecht da, denn immer noch kann man dort sein amtliches Geschlecht nicht ändern. Ein Gesetz zur rechtlichen Anerkennung von Transmenschen ist in Vorbereitung. Bis jetzt sah es die Zwangsscheidung vor, da es in Irland keine gleichgeschlechtliche Ehe gab (Quelle S.91) . Zumindest dieser Punkt wird nun entfallen.

Und die Schweiz?
Über eine Gleichstellung von LGBTI-Personen im Bereich Ehe und Familie wird auch in der Schweiz diskutiert, sei dies mit der parlamentarischen Initiative „Ehe für alle“ oder mit der Volksinitiative „Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe“. Wobei letztere das Ziel verfolgt, die Ehe zwischen Mann und Frau zu zementieren und sich somit klar gegen eine Gleichstellung von LGBT-Menschen richtet. Die bedingungslose Öffnung der Ehe und die Gewährung aller damit verbundenen Rechte ist eine Grundforderung der Schweizer LGBT-Verbände – jetzt muss auch die Schweiz handeln!

Die Schweizer LGBT-Verbände verlangen keine Sonderrechte, sondern schlicht Gleichstellung. Und wir fordern die Öffnung der Ehe für alle, weil unsere Beziehungen gleich stark und unsere Familien gleich viel wert sind.